Schleusen #10: Programme der Beglückung

Thursday, 25 June, 2009 - 21:00

Schleusen #10: Programme der Beglückung

25 Jun 2009 - 23:50

 

Schleusen#10: Programme der Beglückung

Zeitgenössische Lebenskunst und Biologie








Einen weitgehend deterministischen Ansatz verfolgend, setzen naturwissenschaftliche Modelle bei der Materialität des Körpers selbst an, um ihn in einer gewünschten Weise zu formen und zu steuern. In diesem Zusammenhang ist nicht nur auf zukünftige Möglichkeiten der Humangenetik, sondern vor allem auf bereits existierende Techniken der Diagnostik und Gesundheitsvorsorge hinzuweisen, die einen erheblichen Einfluss auf die individuelle Lebensgestaltung haben. Der Körper als ein zu akzeptierendes Widerfahrnis scheint dabei immer mehr zur Disposition zu stehen und gilt stattdessen als grundsätzlich transparent und gestaltbar.

Die Vielzahl der verschiedenen Lebenskunst-Konzeptionen verbindet währenddessen eine Vorstellung von Perfektion und Optimierung, die nicht unabhängig von sozialen Leitbildern möglich ist. Die Entwürfe sind nicht ohne einen etablierten und tendenziell unendlichen Diskurs denkbar, der auszuloten versucht, wie das „vollkommene Leben“ auszusehen habe. Daher erfordert eine kritische Perspektive auf die zeitgenössische Lebenskunst die Frage, inwiefern die scheinbar so emanzipatorischen Programme sich womöglich vorzüglich in herrschende ökonomische Zusammenhänge einpassen lassen. Tatsächlich ist frappierend, dass Lebenskunst und Lebenswissenschaft beide eine Form der Ökonomisierung des Lebens anstreben – wenn auch durch eine mal mehr, mal weniger fremdbestimmte Praxis.

Falk Rößler und Michael Conrad werden dieses Problemfeld von zwei Seiten traktieren. Dabei soll sowohl der heutige biologische Diskurs als auch die populäre und vermeintlich avancierte Lebenskunstliteratur auf ihre impliziten und expliziten Unterstellungen vom Glück hin untersucht werden. Hierbei wird auch die sog. empirische Glücksforschung Berücksichtigung finden. Schließlich sollen diese Vorstellungen in einen historischen und sozialen Kontext gestellt werden.

 

 

 

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