Thursday, 17 September, 2015 - 20:00
Camera Obscura/Lucida
Camera Obscura/Lucida
Peter Ablinger: Neue Komposition (UA)
Antoine Beuger: ashbery tunings for 10
Ensembles: Dedalus (FR) & Konzert Minimal (Berlin)
Der Komponist und der Performer befinden sich auf je einer Seite einer Trennwand. Diese Trennwand ist sowohl die Partitur als auch die Projektion der Ideen, Absichten und Materialien, die in der Zusammenarbeit von Komponisten und Interpreten geteilt werden.
Camera Obscura: Optische Vorrichtung, in der mit Hilfe eines Loches in einer Wand die dahinter liegende Umgebung auf die gegenüberliegende Wand projiziert wird.
Camera Lucida: Optische Vorrichtung, von Künstlern als Zeichenhilfe benutzt. Der Künstler sieht gleichzeitig das Motiv und dessen Abbildung.
“Der Zeichner der Laute” - Albrecht Dürer, 1525
Camera Obscura / Lucida
Musik von Peter Ablinger und Antoine Beuger
Mit DEDALUS (Montpellier) und KONZERT MINIMAL (Berlin)
Camera Obscura / Lucida ist ein Austauschprojekt zwischen zwei europäischen Ensembles, KONZERT MINIMAL (Deutschland) und DEDALUS (Frankreich). Zum Anlass dieser Zusammenarbeit wird ein Kompositionsauftrag an den in Berlin ansässigen österreichischen Komponisten Peter Ablinger vergeben. Das Ergebnis wird in zwei Konzerten im September 2015 in Berlin und Paris präsentiert.
DEDALUS und KONZERT MINIMAL stehen in ihren jeweiligen Wirkungsstätten und darüber hinaus für einen kompromisslosen und experimentellen Umgang mit zeitgenössischer Musik. Beide haben in der Vergangenheit mit teilweise den selben Komponisten zusammengearbeitet (Antoine Beuger, Catherine Lamb) und anderen, denen eine Infragestellung der Hierarchien zwischen Stille, Klang und Geräusch gemein ist und deren Werke die Wahrnehmung, das Hören an sich thematisieren. DEDALUS veröffentlichte 2012 eine CD mit Kompositionen Antoine Beuger und Jürg Frey, zwei bedeutender Figuren der Wandelweiser-Komponistengruppe (Potlatch 2012) und KONZERT MINIMAL widmete seine Debut-CD einer Einspielung der „tschirtner tunings for twelve“ von Antoine Beuger (another timbre 2014).
Für Camera Obscura / Lucida wurde in Peter Ablinger ein Komponist hinzugezogen, dem zwar eine Nähe zur Wandelweiser-Gruppierung nachgesagt werden kann (unter anderem hat er mit dem von ihm gegründeten „Ensemble Zwischentöne“ Werke von Antoine Beuger und Christian Wolff uraufgeführt), dessen Werk aber als in höchstem Maße eigenständig gelten kann. Seine Kompositionen bestechen durch ihre Radikalität, ihre Originalität und konzeptionelle Tiefe. Sie unter- oder überfordern oftmals die Wahrnehmungsfähigkeit des Hörers stark, um ihn dazu anzuregen, seine Aufmerksamkeit und Wahrnehmung von Wirklichkeit zu schärfen. Er wird im Dialog mit den InstrumentalistInnen ein Werk für zehn Ausführende erarbeiten und dabei die Eigenständigkeit der beiden Ensembles berücksichtigen.
Die Aufführung wird ergänzt durch die „ashbery tunings for ten“ des in Düsseldorf ansässigen gebürtigen Niederländers Antoine Beuger. Die Komposition ist dem amerikanischen Dichter John Ashbery gewidmet, dessen Werk das Treiben unseres Geistes reflektiert: dabei, zu erleben, wahrzunehmen, zuzuhören, sich vorzustellen, zu und in sich selbst zu sprechen.
DEDALUS
Dafne Vincent Sandoval, Fagott
Thierry Madiot, Posaune
Deborah Walker, Cello
Amélie Berson, Flöte
Didier Aschour Gitarre
DEDALUS wurde 1996 von Didier Aschour als Ensemble für zeitgenössische Musik gegründet. Sein Repertoire basiert auf Werken freier Instrumentierung, dabei überwiegend aus experimenteller, zeitgenössischer Musik aus Nordamerika und Europa. Dedalus ist ein Kollektiv, in dem die Modalitäten, Orchestrierungen und Interpretationen gemeinsam erarbeitet werden. Dedalus organisierte mehrere Konzertreihen in Paris, Straßburg und Montpellier und erhielt dafür finanzielle Unterstützung von verschiedenen Förderern (DRAC Languedoc-Roussillon, der Stadt Montpellier, SACEM, SPEDIDAM, etc.)
Das Ensemble wurde zu zahlreichen Festivals eingeladen, darunter: Music We’d Like to Hear, Sonorités, Musique Action, Densités, L’Audible Festival, Musiques Démesurées, Sonic Protest, EuroMicroFest, Ici L’Onde, etc.
Im Jahr 2010 erschien eine viel beachtete Aufnahme der „Rational Melodies“ von Tom Johnson auf dem New Yorker Label „New World Records“. Im Jahr 2013 erschien als zweite Veröffentlichung eine CD auf dem Pariser Label Potlatch, gewidmet den Wandelweiser Komponisten Antoine Beuger und Jürg Frey.
website: http://www.dedalus-ensemble.fr
KONZERT MINIMAL
Lucio Capece, Bassklarinette
Johnny Chang, Bratsche
Catherine Lamb, Bratsche
Hannes Lingens, Akkordeon
Koen Nutters, Kontrabass
KONZERT MINIMAL beschäftigt sich als Ensemble mit der Musik der Wandelweiser-Gruppe und anderen Komponisten, denen ein Interesse an Klang und Stille gemein ist und die sich insbesondere ausserhalb der Beschränkung traditioneller Hierarchien derselben bewegen.
Das Ensemble besteht aus engagierten Berliner MusikerInnen aus verschiedenen Bereichen zeitgenössischen Musikschaffens (Neue Musik, Experimentelle und Improvisierte Musik, Klangkunst, Performance und Komposition). Sie haben mit KONZERT MINIMAL einen gemeinsamen Rahmen für die Umsetzung neuartiger Formen und Aufführungsideen geschaffen. Im September 2014 erschien die Komposition „tschirtner tunings for 12“ von Antoine Beuger auf dem britischen Label „another timbre“. Es folgte eine Einladung nach London, wo die CD im renommierten „Café Oto“ vorgestellt wurde.
Darüber hinaus hat KONZERT MINIMAL Konzerte auf verschiedenen Festivals gegeben, darunter Relevante Musik (Berlin), Sonic Acts Festival (Amsterdam), Umlaut Festival (Berlin). Das Ensemble arbeitete u.a. mit den Komponisten Peter Ablinger, Antoine Beuger, Catherine Lamb, Radu Malfatti, Michael Pisaro, Richard Teitelbaum und Manfred Werder zusammen und wurde u.a. von der INM Berlin und dem Goethe Institut unterstützt.
website: http://konzert-minimal-berlin.tk
Peter Ablinger, geboren 1959 in Schwanenstadt/Österreich, lebt seit 1982 in Berlin. 1988 gründete er das Ensemble Zwischentöne. Unzählige Uraufführungen von KomponistInnen wie Christian Wolff, Antoine Beuger, Christina Kubisch, Alvin Lucier, Pauline Oliveros, Akio Suzuki, etc. erzählen geradezu von einer parallelen, einer anderen Geschichte der Neuen Musik. Ablingers Werke wurden bei unzähligen Festivals weltweit aufgeführt (Wien Modern, Donaueschinger Musiktage, La Biennale di Venezia, Carnegie Hall New York, etc.).
2012 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin ernannt. Ebenfalls seit 2012 ist er Research Professor an der Universität Huddersfield.
"Die Klänge sind nicht die Klänge! Sie sind da, um den Intellekt abzulenken und die Sinne zu besänftigen. Nicht einmal das Hören ist das Hören: Das Hören ist das, was mich selbst erschafft." Der 1959 in Schwanenstadt, Österreich geborene Peter Ablinger ist, so hat es Christian Scheib einmal formuliert, ein "Mystiker der Aufklärung", dessen "Anrufungen und Litaneien auf das Erkennen abzielen". Gleichzeitig ist der Komponist, der - nach einem Graphikstudium - bei Gösta Neuwirth und Roman Haubenstock-Ramati studierte und seit 1982 in Berlin lebt, ein Skeptiker, der um die durch Tradition aufgezwungenen kulturelleen Spielregeln und (schlechten) Angewohnheiten weiß: "Spielen wir also weiter und sagen: Die Klänge sind da, um zu hören (- nicht um gehört zu werden. Das ist etwas anderes.). Und das Hören ist da, um aufzuhören. Mehr weiß ich auch nicht." (Christian Baier)
website: http://ablinger.mur.at
Antoine Beuger, geboren in Oosterhout (Niederlande), lebt seit den 80er Jahren in Düsseldorf. Seine Werke wurden u.a. bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt und gewannen mehrere internationale Preise. 1992 gründete er gemeinsam mit Burkhard Schlothauer die edition wandelweiser, deren künstlerischer Leiter und Geschäftsführer er heute ist. Die Gruppe um den Verlag gilt heute als eine der wichtigsten Bewegungen in der zeitgenössischen Musik in der Nachfolge John Cages.
website: http://www.timescraper.de/antoine-beuger.html
gefördert von
Impuls Neue Musik
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