notorious alfred hitchcock
Monday, 27 September, 2004 - 21:00
Hitchcock in Deutschland
Veranstaltungsankündigung:
Hitchcock in Deutschland
oder wie die
Nazis zu Drogendealern wurden
Versuch einer
psychoanalytischen Darstellung der deutschen Schuldabwehr am Beispiel
von “Notorious”
27. September 2004,
20:00 Uhr
Café Ausland, Lychener
Straße 60, Berlin-Prenzlauer Berg
Sonja Witte (Bremen)
Im Dezember 1945, ein
halbes Jahr nach der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands,
begann Alfred Hitchcock mit den Dreharbeiten zu ”Notorious”. Die
jüngste Vergangenheit bildete den Hintergrund für diesen Thriller. Die
Tochter eines wegen Spionage für Nazi-Deutschland verurteilten
Amerikaners findet sich bereit, für einen Agenten des US-Geheimdienstes
die Nazigruppe um ihren Vater zu entlarven, die in Brasilien
Unterschlupf gefunden hat. In der ersten deutschen Synchronfassung von
1951 unter dem Titel ”Weisses Gift” wurden die Nazis aus Hitchcocks
Film kurzerhand zu einer internationalen Bande von Drogendealern
gemacht und damit jeder Bezug auf Nazideutschland getilgt. Erst 1969
erschien eine werkgetreu synchronisierte Fassung. Auf diese Weise
erzählt der Umgang mit ”Notorious” auch die Geschichte deutscher
Schuldabwehr nach 1945.
Sonja Witte zeigt in
ihrer Analyse von ”Notorious” die Transformation der Schuldabwehr vom
Verschweigen in den 50er Jahren zum Bereden in den 60er Jahren.
Ausgehend von der Feststellung, dass die Abwehr als subjektiver Versuch
der Aufrechterhaltung der Identifizierung mit dem nationalen, deutschen
Kollektiv zu werten ist, verbindet der Vortrag die psychische
Konstitution des abwehrenden Subjekts mit der Beziehung zwischen Film
und Publikum. Die identitätsstiftende Abwehr wird als das
bestimmende Moment für den Blick des deutschen Publikums auf den Film
verstanden und an die Spezifik hitchcockscher Filme rückgebunden.
Nach dem Vortrag wird ab
21:30 Uhr der Film Notorious gezeigt
Eintritt für Film &
Vortrag: 2 €
Veranstalter:
gruppe offene rechnungen,
Projekt Archiv e.V. und Café Ausland
Kontakt:
offenerechnungen@gmx.net