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Friday, 10 October, 2008 - 23:00

amSTARt

amSTARt präsentiert...

Third Millenium Postrock aus Berlin und Warschau

Pulka (solo)
Sunday Service. Berlin
electronic sound, noise pop, quiet noise
www.myspace.com/pulkamusic
www.sundayservice.de

&

Gasoline
Album 'The New Discipline' auf Sopot Records. Warschau
Postrock zwischen Elektronik und Punk, komplexe Instrumentalmusik, wie sie von Tortoise nicht schöner sein könnte.
www.myspace.com/gasolinemusicpl
www.sopot-records.de

+ DJ Monique
schallundraum.com

Eintritt 7 Euro

GASOLINE Info:

Instrumentale Popmusik mit elektronischen Facetten ist spätestens seit dem internationalen Erfolg von Mogwai nicht nur für jazzvernarrte Kunststudenten ein beliebtes Steckenpferd. Und doch ist hierbei der Nachschub - im Vergleich zu all den vokalen Newcomerbands ? ziemlich überschaubar. Selbst Tortoise, Boards Of Canada und besagte Schotten, als auch heimische Aushängeschilder des Genres (z.B. Contriva, SDNMT, F.S. Blumm) hielten irgendwann der Versuchung nicht mehr stand, Gesang mit ins Spiel zu bringen.

Das aus der Nähe von Warschau stammende Trio GASOLINE vertraut auf seinem Debütalbum ?The New Discipline? jedoch ganz auf die Erzählkraft ihrer musikalischen Dialoge. Jedes der neun Instrumentalstücke gleicht im Aufbau einer vielschichtigen, doch immer nachvollziehbaren Geschichte. Es beginnt in der Regel mit einem Stimmungsbild, meist elektronischer Natur, das von E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug peu à peu ergänzt und variiert wird. So können sich im Hörer Erinnerungen an Landschaften, Farben oder zwischenmenschliche Begegnungen auftun ohne dass sie durch kommentierenden Gesang unterbrochen werden. Die Songtitel geben zwar Anhaltspunkte, rauben dem Hörer aber nie die eigenen Assoziationen ? selbst wenn ?The Day When Everything Started To Make Sense? mit seinem wiederkehrenden Gitarrenthema und den dezenten Ambient Sounds tatsächlich eine Art Balladencharakter entwickelt.

Die Musik von GASOLINE besticht vor allem in ihrer Transparenz. Jedes Instrument kommt hier zu Wort ohne je Gefahr zu laufen, in Jazzmanier ein Solo für sich zu beanspruchen. Die seit frühester Jugend miteinander musizierenden Brüder Tomek (E-Gitarre, Modularsynthesizer, Loops) und Maciek Dawidowski (E-Bass), sowie deren Sandkastenfreund Darek Gosk (Schlagzeug) haben in ihrer musikalischen Kommunikation eine Art blindes Verständnis aufgebaut ohne dabei verlernt zu haben, sich gegenseitig zu überraschen.

Die Ideen, die jedes Mitglied in die Proben mit einbringt, sei es ein Loop, ein Beat, ein Basslauf oder eine bestimmte Gitarrenfigur, erfahren während einer Session mehrere Modifikationen, so dass wirklich jedes Stück auf ?The New Discipline? ein Gemeinschaftswerk ist.

Bis auf die naturimpressionistischen Ein- und Ausklänge ?Bat Song? und ?Faces? wurden alle Stücke auf ?The New Discipline? im Electriceye Studio in der Nähe von Bydgoszcz (alias Bromberg an der Weichsel) aufgenommen, das von den Jazzanarchisten des ?Contemporary Noise Quintett? (sozusagen die pommerschen Verwandten des Kammerflimmer Kollektief) betrieben wird.

Postrock aus Polen ? das ist nicht nur eine schöne Alliteration, sondern könnte in Zukunft auch hierzulande ein Qualitätsprädikat werden. Denn was gerade in Warschau, Krakau und Bromberg im Bereich unabhängiger Popmusik passiert, lässt an Chicago anno 1993 oder die Weilheimer Szene Ende der Neunziger denken: zahlreiche junge Bands begnügen sich nicht damit, die üblichen Britpop- und Emorock-Muster zu adaptieren, sondern suchen nach Ausdrucksformen jenseits vertrauter Songstrukturen.

Und doch bilden in der polnischen Alternative-Szene Instrumental-Formationen in der Tradition von Tortoise oder dem Tied & Tickled Trio noch ein Exotikum. Insofern ist der Albumname des GASOLINE-Debüts ?The New Discipline? durchaus programmatisch zu verstehen, da dieses ?Spezialgebiet? von ihren heimischen Generationsgenossen (Tomek, Maziek und Darek sind alle Ende Zwanzig) bisher kaum erschlossen wurde. Denn selbst die (deutlich älteren) Krakauer Postrock-Pioniere Kristen bedienen sich immer wieder englischsprachiger Texte.

Und anders als bei den bekannten angloamerikanischen Vertretern instrumentalen Emocores wie Mogwai oder Exploding In The Sky münden die dramaturgisch fein gestalteten Songgebilde von Gasoline selten in einen aggressiven Ausbruch, sondern zeigen vielmehr durch Polyrhythmik und variierten Gitarren-Klangfarben Perspektivenwechsel auf. Insofern haben die pastoral-heiteren Kreationen von GASOLINE doch mehr mit John McEntire und den Acher-Brüdern gemein, was im Titelsong ?The New Discipline? besonders schön zur Geltung kommt.

PULKA Info :

Pulka`s Musik bewegt sich zwischen Postrock, Electronica, Filmmusik, New Wave, No Wave, Rocksteady, Highlifetexturen und Pop. Irgendjemand hat sie mal als "beinahe kammermusikalisch unaufgeregt" beschrieben. Dann wieder fiept und frickelt es und die hypnotische Harmonie wird mit sanfter Hartnäckigkeit gebrochen.

"Mich interessiert der Moment, in dem in experimenteller Musik der Pop zum Vorschein kommt und umgekehrt?, beschreibt es Pulka selbst. "Ein gutes Beispiel dafür sind die Talking Heads-Alben, die von Brian Eno produziert wurden." Hier funktionieren Weltmusikeinflüsse auch ohne Esoterik, Batiktücher und Flip-Flops. Letztendlich findet der Pop einen Weg, mit dem schwierigen Thema Weltmusik umgehen, ohne in die Peinlichkeitsfalle zu tappen.

Pulka funktioniert völlig unakademisch und ohne fundierten Background. Es zählt immer noch der Satz aus der Zeit, in der Pulka den Bass bei "12 Kappen Wasser" spielte: Manchmal kommt man an etwas heran, von dem man vorher nicht wusste, dass es überhaupt da ist.

 Live Line up SOLO Pulka : Guitar, Electronics, Objects

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