Donnerstag, 26 Februar, 2004 - 21:00
Judith Pfeifer Filme
Filme, Videos und
Installationsdokumentationen von
Judith Pfeifer
„ In meiner
künstlerischen Arbeit geht es mir darum, Kommunikations- und Verhaltensformen,
die sich in der Gestik des Menschen ausdrücken, zu erforschen. Die heutige
Kommunikation funktioniert im wesentlichen über den Austausch von elektrischen
Signalen. Sie zeichnen sich in der Geschwindigkeit in der Übertragung aus.
Ebenfalls ermöglichen sie eine Aufteilung in minimale Einheiten, die die
Garantie für ein präzises Ergebnis sind. Auch der Mensch sendet ständig Signale
aus, die Ausdruck seines Zustandes bzw. seiner Gedanken sind oder zukünftige
Handlungsmotive erkennen lassen. Viele dieser Signale bzw. Gestiken sind erst
bei genauerem Betrachten zu erkennen oder nur von kurzer Dauer. Sie gehen in
der Welt von Informationsflut und Kommunikation über elektronische Medien
unter. Mit meiner Arbeit möchte ich die Auseinandersetzung mit dieser Sprache
und Komunikationsform wieder zur Diskussion bringen.“Judith Pfeifer
heaven
and hell2000video/ 2?38
Den Heldinnen ist nicht
der Sieg gegönnt, sie bleiben Prototypen menschlicher Tragödien: ein Rausch
durch Farbe und Bewegung, getragen durch den Halbtonakkord, der die schmale
Schwelle zwischen zwei gegensätzlichen Gefühlswelten markiert.
Gajöl-Yügal1994 video 5?00
bodylyrics199516 mm 4?00
Körper und Schatten zweier Individuen erscheinen und
lösen sich auf in einem inneren und äußeren Dialog des Sich Annäherns und des
Sich Isolierens. Im Wechsel zwischen Orientierung im Raum und der Suche nach
dem anderen Körper öffnen beide tastend ihr Wesen zu einer Partner-Beziehung.
Gegenüber1996 video/installationsdoku
Eine
Frau wird projiziert: sie geht in das Bild, bleibt stehen, schaut auf das
spiegelbildliche Gegenüber - die Blicke treffen sich. Eine kurze Zeit wird die
Person von der Bildfläche gelöscht, taucht dann wieder auf und geht vorüber.
Beim Erscheinen der Augen auf der Monitorbildfläche wird der Monitor zum Körper,
der das Geschehen im Raum verfolgt. Ein gegenseitiges Betrachten des zu
Betrachtenden.
Nebenan1996video/installationsdoku 4?25
Die Verarbeitung einer
Performance in der Fußgängerzone in Braunschweig, in der Judith Pfeifer sich zu
einzelnen Passanten gesellt, die alleine unterwegs sind. „Die Installation
zeigt den Augenblick der Begegnung - festgehalten durch Stills. Dadurch
entsteht eine Ambiguität. Das Still ist der erste Moment und nach der Trennung
auch die Erinnerung an die Begegnung.“
Postlude1997 16 mm 6?30
In
den gestischen Artikulationen dreier Individuen vermischen sich eigene
Gedankenwelten und reelle Begebenheiten. Es entsteht ein Wechselspiel von
gegenseitigen Blicken und stillen Dialogen.
Opfer-Täter1999 video/installationsdoku 8?00
In jedem Moment kann das
Opfer zum Täter werden und umgekehrt.Eine bedrohliche Hand ist zugleich eine beschützende, ein befreiender
Blick in den Himmel zugleich das Offenlegen einer verletzlichen Seite, eine
Fürsorglichkeit birgt eine Bedrohung in sich.
Point of
no Return2000 video/installationsdoku
5?46
„Grundlage meiner filmischen Bildwelt sind mythologische
Figuren. Mythologische Bilder sind Bilder einer inneren Optik, eines feineren
unpersönlicheren Bewußtseins. Sie tauchen auf, wachsen, nehmen ab und
verschwinden. Sie sind Bilder zwischen Kampf, Zuversicht und Ungewißheit. Sie
ermöglichen es, innere Gefühlswelten zu visualisieren.Durch bestimmte
Konstellationen können psychische Zustände dargestellt werden, die sonst schwer
greifbar sind.“
steady state200035 mm/video11?00
entblättert in
Sekundensequenzen die Dramaturgie des Bogenschießens bis zum Abschuß des
Pfeils. Der Meister des Kyudo und der Schüler, jeder für sich autonom agierend,
existiert als Erinnerungssplitter im Handeln des anderen und ist eins mit ihm,
in der Konzentration und der Anstrengung des jeweils anderen.“
Im Anschluß:
Zwei parallelle
Videoprojektionen, 8 Min Länge von Barbara Klinker
Rhythmisches/Zyklisches
und Unwiederbringliches: Was istZeit
und was bedeutet Weiterleben ?
Eine Nacht in Form eines
Projektionsraumes habe ich Judith Pfeifer gewidtmet.
„Das Thema der Begegnung, des non-verbalen
Gesprächs, der Entdeckung des Ich im Anderen zielt auf das Wesen der Begegnung.
Es ist ein Erforschen jenseits der Selbstmanipulation bzw. -multiplikation,
jenseits der Ambition sich zu produzieren...Viel eher spreche ich von der
Sehnsucht nach einem Gegenüber nicht im Sinne einer Partnerschaft, sondern
einer Verkörperung der Verbundenheit des Ichs mit seiner Umwelt. Die eigene
Existenz manifestiert sich im Gegenüber des alter ego, im du oder in der
Verschmelzung in der Masse. Die Begegnung ist also im Wesen die Darstellung
einer Verkörperung von Verbundenheit.“
Judith Pfeifer ist im Sommer 2002 gestorben – Wir zeigen
ihre Filme im Ausland, weil sie sich selbst nicht mehr darum kümmern kann und
weil sie nicht verloren gehen sollen.